“Du bist einzigartig!” Wer von uns würde diesen Satz nicht gerne häufiger hören? Denn wir alle wollen gerne etwa erreichen und jemand sein, der einen positiven Unterschied für die Welt bewirkt, nicht wahr? Doch statt zur besten Version von sich selbst zu werden, verzetteln sich viele Menschen damit, anders zu sein. Und entfernen sich damit immer mehr von der eigenen Einzigartigkeit. Und das will ich mit diesem Artikel gerne ändern. Damit Sie einen Satz ab sofort häufiger voller Stolz hören können: “Du bist einzigartig!”
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ToggleEinzigartig statt anders
„Männer gesucht für eine waghalsige Reise. Geringer Lohn. Bittere Kälte. Komplette Monate in völliger Dunkelheit. Permanente Gefahr. Sichere Rückkehr ungewiss. Ehre und Anerkennung im Falle von Erfolg.“ Mit dieser Anzeige suchte der britische Polarforscher Sir Ernest Shackleton im Jahr 1914 nach mutigen Mitstreitern für seine geplante Antarktisexpedition.Und es klingt nicht gerade nach einer typischen Stellenausschreibung, wie sie ein moderner Personalmanager heute verfassen würde, oder?
Denn wer wählt schon freiwillig das Risiko? Wer setzt sich bewusst bitterer Kälte, monatelanger Dunkelheit und einer minimalen Wahrscheinlichkeit auf sichere Rückkehr aus? Doch Sie werden staunen, denn für über 5.000 Männer und drei Frauen schienen genau diese Aussichten die größtmögliche Motivation gewesen zu sein, als sie sich für die Expedition bewarben. 56 von ihnen machten sich später gemeinsam mit Sir Ernest Shackleton an Bord des Polarschiffs Endurance Richtung Südpol auf.
Hätten Sie sich ebenfalls auf diese Anzeige beworben? Ich möchte Sie nämlich mit diesem Artikel für eine Expedition begeistern, die Ihnen mindestens genauso viel Wagemut, Courage und Kühnheit abverlangen wird, wie es vor genau 100 Jahren die Reise ins ewige Eis tat. Ich spreche von dem Weg zur individuellen Einzigartigkeit, dem Mut zum Leben der eigenen Werte und der Umsetzung Ihrer geheimsten Träume. Und damit meine ich auf keinen Fall den aktuell immer mehr um sich greifenden Trend des „Hauptsache anders“, der mittlerweile für eine ganze Generation zu einem alles bestimmenden Mantra geworden zu sein scheint.
Was ist einzigartig? Eher: WER ist einzigartig?
Denn ist es nicht so? Jeder will heute anders sein. Um jeden Preis. Komme, was da wolle. Die Gründe sind nicht immer wichtig, Hauptsache man ist anders. Diese „Ich-bin-total-anders-Attitüde” spiegelt sich dann meist im Outfit, in Haltungen und bei Unternehmen in den verschiedensten Marketingkanälen wider. Die spannende Frage ist nun aber, warum so viele Menschen fast schon zwanghaft anders sein müssen. Ich glaube, es liegt an der Sehnsucht der grauen Masse, endlich nicht mehr zur grauen Masse gehören zu wollen. Und dieser Wunsch führt dann zu einer Suche nach leicht umsetzbaren Wegen, sich von dieser abheben zu können.
Trotzdem habe ich das Gefühl, dass der Großteil mit den Ergebnissen dieser Philosophie nicht besonders glücklich ist. Denn je mehr man verzweifelt versucht, anders zu sein, desto mehr entfernt man sich von seiner eigenen Identität. Man lebt nach den Werten und Vorstellungen anderer Menschen und vergisst dabei, was einem selbst wichtig ist. Für mich allerdings die größte Ironie: Wenn alle auf einmal anders sind, dann sind am Ende ja doch wieder alle gleich, nicht wahr? Ich möchte Sie daher einladen, über eine viel waghalsigere Idee nachzudenken.
Die Persönlichkeit als Schlüssel zur Einzigartigkeit
Statt permanent ein unechtes „Anders sein um jeden Preis” zu verfolgen (und damit den Blick nach außen zu richten), lohnt sich der Blick auf Ihre einmalige Persönlichkeit (also der Blick nach innen). Erst, wenn Sie sich selbst erlauben, die eigene Einzigartigkeit zuzulassen, haben Sie den entscheidenden Schritt gemacht, sich von der großen Masse zu differenzieren. Und einzigartig zu sein ist nun mal etwas anderes, als anders zu sein. Ihre Werte, Überzeugungen, Talente, Fähigkeiten, Ihr Wissen und Ihre ureigenste Identität bilden in der Summe Ihre individuelle Einzigartigkeit. Trauen Sie sich, diese Einzigartigkeit wahrzunehmen und die einzelnen Faktoren auch nach Außen hin zu leben. Und auf einmal sind Sie dann doch anders. Aber auf eine Art und Weise, die es auf der Welt nur einmal gibt. Einzigartig eben.
Einzig statt artig: Trauen Sie sich, die eigene Einzigartigkeit zu leben
Und es ist auch gar nicht so schwer, wie Sie möglicherweise denken, denn noch nie war es so einfach wie heute, aus der Masse herauszustechen und einen Unterschied zu machen. Wo auch immer Sie sich umschauen, werden Sie einen dominierenden Zustand erblicken: Mittelmaß. Die meisten Jobs sind mittelmäßig, die Qualität der meisten Produkte und Dienstleistungen ist mittelmäßig, und auch der Kundenservice ist meistens mittelmäßig. Die große Masse ist nicht wirklich zufrieden, aber auch nicht komplett unzufrieden.
Vor Kurzem habe ich beim Warten am Flughafen ein Gespräch zwischen zwei Geschäftsleuten mitbekommen, welches ich typisch für diese Art der Lebenseinstellung finde. Einer der beiden Herren fragte seinen Kollegen: „Und, wie geht´s dir so?“ Dieser seufzte kurz und antwortete dann: „Na ja, muss ja. Und bei dir so?“ Worauf sein Gesprächspartner nur kurz mit den Schultern zuckte und entgegnete: „Auch. Man kämpft sich halt so durch.“
Jenseits des Mittelmaßes heißt es: “Du bist einzigartig!”
Ich bin sicher, Sie haben diese Art von Unterhaltung schon mehr als einmal mitbekommen, oder? Das Lebensgefühl in der heutigen Wohlstandsgesellschaft ließe sich wohl ziemlich gut mit „so lala“ beschreiben. Mittelmäßig eben. Und weil das Mittelmaß so omnipräsent ist, driften auch die Lebensentwürfe der meisten Menschen in genau diese Richtung. Der langjährige Arbeitsplatz, die Beziehung zu Partner und Kindern sowie die generelle Zufriedenheit haben sich irgendwann auf einem gewissen Level eingependelt und sind meist weder Fisch noch Fleisch. Aber statt all diese Dinge aktiv zu verändern, hat man sich mit dem Mittelmaß arrangiert und verwaltet lieber den ungeliebten Status quo. Denn wer weiß, ob es nicht noch schlimmer kommt.
Zeit, dies zu ändern, finden Sie nicht auch? Der von mir sehr geschätzte Marketing-Guru Seth Godin hat in seinem Buch „Purple Cow“ zwei sehr bemerkenswerte Dinge gesagt. Zum einen stellt er fest, dass die vermeintlich sicheren Wege in Zeiten des immer schneller werdenden Wandels längst zum neuen Risiko geworden sind. Weiterhin sagt er, dass Sie als Persönlichkeit entweder unsichtbar oder einzigartig sein können.
Sie können entweder unsichtbar oder einzigartig sein
Meiner Meinung nach trifft er damit den Nagel auf den Kopf. Und wenn man die erste der beiden Godin-Feststellungen umkehrt, wird sogar eine richtig gute Strategie daraus: Bewusst Risiken einzugehen, das ist längst der einzig sichere Weg geworden. Handeln statt abwarten lautet das Mantra, das Sie sich täglich immer wieder vergegenwärtigen sollten.
Ich bin fest davon überzeugt, dass es in der heutigen Zeit nur dann gelingt, erfolgreich zu sein, wenn Sie sich von den ausgetretenen Pfaden entfernen, es wagen, die notwendigen Veränderungen aktiv anstoßen und auch einmal riskante Entscheidungen treffen. Wenn Sie den Ausreden Lebewohl sagen und stattdessen Verantwortung übernehmen. Wenn Sie aufhören zu warten und sich auf den Weg zu Ihrer individuellen Einzigartigkeit machen. Und glauben Sie mir, in einer Welt, die von Mittelmaß dominiert wird, werden Sie sehr schnell aus der Masse herausragen.
Das größte Risiko ist heute, den vermeintlich sicheren Weg zu gehen. Sich auf veraltete Konzepte zu verlassen und sich der Hoffnung hinzugeben, dass schon alles gut gehen wird. Der dänische Physiker Niels Bohr hat einmal gesagt: „Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.“
Trotzdem wage ich an dieser Stelle einmal eine solche. In den nächsten zehn Jahren werden wir mit Veränderungen konfrontiert sein, die dramatische Auswirkungen auf die Gesellschaft, die Arbeitswelt und unseren Alltag haben werden. Was gestern noch Standard war, kann heute schon längst überholt sein und sich morgen schon wieder ändern. Die Märkte wandeln sich teilweise dramatisch und die Kunden verhalten sich komplett anders als noch vor ein paar Jahren.
Die eigene Persönlichkeit als Fixpunkt in Zeiten der Veränderung
Ebenso gehören Meldungen über Währungskrisen, Bürgerkriege und Rezessionen mittlerweile zum Alltag. Großkonzerne gehen Pleite und eine riesige Anzahl von Arbeitsplätzen wird in naher Zukunft nicht mehr existent sein. Alles ändert sich. Nichts bleibt gleich. Doch auch in diesen Zeiten rasanten Wandels gibt es eine Konstante, einen Fix- und Angelpunkt, an dem Sie Ihre Lebensplanung jederzeit voller Selbstvertrauen ausrichten können.
Ich spreche von Ihnen. Ihrer Persönlichkeit. Ihrer Einzigartigkeit. Sie selbst werden der einzige Faktor sein, auf den Sie sich wirklich verlassen können. Jobs, Krisen, Arbeitgeber, Moden und Veränderungen kommen und gehen. Doch Sie werden immer da sein. Und je gefestigter Ihre individuelle Identität ist, desto einfacher wird es Ihnen fallen, auch den größten Stürmen, Gegenwinden und Herausforderungen zu trotzen. Investieren Sie daher so viel und so häufig wie möglich in Ihre individuelle Einzigartigkeit. In Ihr Wissen, Ihre Fähigkeiten und in Ihre persönliche Entwicklung. Das Risiko ist längst die neue Sicherheit geworden.
Machen Sie sich auf den Weg. Und zwar auf Ihren.
Entscheidend ist, dass Sie sich auf den Weg machen. Und zwar auf Ihren. Nicht auf einen, den andere Menschen für Sie ausgewählt haben, sondern einen, der Sie Ihren Zielen, Ihren Erwartungen und Ihren Träumen näher bringt. Dabei spielt es keine Rolle, wo Sie heute stehen. Egal, in welchem Bereich Sie tätig sind, egal, von welchem Ausgangspunkt Sie starten, und egal, wie gut Sie heute schon sind.
Ich habe in den letzten fünfzehn Jahren als Business Coach mit Hunderten von Unternehmern und Führungskräften gearbeitet. Mit jungen und alten, mit guten und schlechten, mit motivierten und desillusionierten. Und in der Summe dieser Erfahrungen habe ich eine Sache festgestellt. Es geht niemals darum, der Beste von allen zu werden. Noch viel weniger geht es darum, sich mit anderen zu vergleichen. Nicht mit Menschen, die schon seit zehn Jahren da sind, wo Sie noch hinwollen, aber auch nicht mit denen, die Sie schon vor zwei Jahren überholt haben.
Werden Sie zur besten Version von sich selber
Nein, solche Vergleiche führen zu nichts. Stattdessen geht es immer nur um eine einzige Sache: Als Mensch zu wachsen und alles dafür zu geben, heute besser zu sein, als Sie es gestern waren. Zu besten Version von sich selbst zu werden. In Ihnen steckt so viel Potenzial, dass Sie sich niemals mit weniger zufrieden geben sollten. So viele Menschen verschwenden leichtfertig ihre Talente, weil sie sich täglich einreden, dass es für sie unmöglich sei, erfolgreich zu sein oder einen Unterschied machen zu können. Welch ein Irrtum.
Stellen Sie sich nur einmal vor, was passiert wäre, wenn Michael Jordan nicht so viel Zeit auf dem Trainingsplatz verbracht hätte, sondern stattdessen Hobbybasketballer geworden wäre. Wenn Eric Clapton nicht sieben Tage die Woche acht Stunden am Tag Gitarre geübt, sondern sich eingeredet hätte, dass es völlig okay sei, nur auf dem Schulfest der Kinder zu spielen. Oder wenn Salvador Dali seine Talente nicht in Form von außergewöhnlichen Bildern ausgedrückt, sondern auf die Bedenken seines Umfelds gehört hätte und Beamter geworden wäre.
Ich würde mir wünschen, dass Sie hier und jetzt eine Entscheidung treffen und sich auf den Weg zu Ihrer individuellen Einzigartigkeit machen. Nutzen Sie Ihr inneres Feuer, um im Außen einen Unterschied zu machen. Und geben Sie sich bitte niemals mit Mittelmaß zufrieden, nur weil das mittlerweile der gesellschaftliche Standard ist. Geben Sie dort, wo Sie jetzt stehen, Vollgas.
Der Weg ist das Ziel. Auch beim Thema Einzigartigkeit
Oder um es mit den Worten von Martin Luther King zu sagen: „Wenn es dir im Leben zufällt, Straßen zu kehren, dann kehre die Straßen, wie Michelangelo Bilder malte. Kehre die Straßen, wie Beethoven Musik komponierte. Kehre die Straßen, wie Shakespeare dichtete. Kehre die Straßen so gut, dass alle Heerscharen im Himmel und auf Erden innehalten müssen und sagen: ‚Hier lebte ein großer Straßenkehrer, der seine Aufgabe gut gemacht hat.‘“
Die Expedition von Sir Ernest Shackleton ist übrigens gescheitert. In der ewigen Kälte der Antarktis wurde die Endurance hunderte Meilen vor dem Ziel vom meterhohen Packeis zerquetscht. Fast ein Jahr lang lebte die Crew auf einer Eisscholle und hoffte, dass diese irgendwie nach Norden driften würde. Die Männer schliefen in gefrorenen Schlafsäcken und ernährten sich von Pinguinfett und ihren Schlittenhunden, die sie nach und nach erschossen.
Als die Eisscholle eines Tages auseinanderzubrechen drohte, retteten sich die Männer in einer verzweifelten Aktion zunächst auf eine unbewohnte Insel, bevor sich Shackleton gemeinsam mit fünf Gefährten in einem nur sieben Meter langen Boot aufmachte, um Hilfe zu holen. Und tatsächlich. Nach fünfzehn endlosen Tagen gelangten sie über den stürmischen Atlantik bis zu einer Walfangstation in Südgeorgien.
Und weitere drei Monate später sammelten sie mit einem Schlepper die restlichen Teammitglieder von der Insel ein. Fast zwei Jahre nach ihren waghalsigen Aufbruch ins Eis. „Ich habe es geschafft“, telegrafierte Shackleton damals seiner Frau. „Nicht ein Leben verloren auf dem Weg durch die Hölle.“