Endlich Chef. Aber was nun? Sie haben es geschafft. Sie sind befördert, versetzt oder ganz neu eingestellt worden. Ihr neues Team wartet bereits voller Neugier auf Ihren neuen Chef und hinter vorgehaltener Hand fragt man sich bereits, was für ein Typ Sie wohl sind. Und Sie wissen: Die nächsten 100 Tage sind entscheidend, denn in dieser Zeitspanne, werden Ihre neuen Mitarbeiter Sie beurteilen, Ihre Grenzen austesten und sich in der Teamhierarchie positionieren. Aus meiner eigenen Vergangenheit weiß ich, wie herausfordernd diese Phase sein kann. In meiner Zeit als Geschäftsführer für Karstadt, Hertie, Wertheim und IKEA habe ich in nur sieben Jahren deutschlandweit zehn Standorte geleitet. Meine wichtigsten Erkenntnisse möchte ich in diesem Artikel gerne mit Ihnen teilen.
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ToggleEndlich Chef: Was nun?
Wie so oft im Leben kommt es auch bei der Übernahme einer neuen Führungsposition auf die richtige Balance an. Zum einen ist es vollkommen normal, wenn Sie Ihre eigenen Vorstellungen haben, und diese direkt umsetzen wollen. Dafür bedarf es natürlich gewisser Veränderungen, die notwendig und auch wichtig sind. Doch die Kunst ist es, es mit den neuen Ideen nicht direkt zu übertreiben und darauf zu achten, die bestehenden Strukturen, Wege und Prozesse erst einmal wertzuschätzen. Dies ist notwendig, um das Vertrauen der Menschen zu gewinnen, für die Sie hoffentlich ein guter Leader sein werden.
Seien Sie konsequent, klar und menschlich
Gleich vorweg, es gibt nicht DEN Weg, mit dem Sie die ersten 100 Tage im neuen Job bestmöglich meistern können. Aber es gibt einige wichtige Grundlagen, die aus meiner Sicht unumgänglich sind, wenn Sie mit Ihrem neuen Unternehmen, Ihrer Abteilung oder Ihrem Team gemeinsame Erfolge feiern wollen. Hierzu gehören für mich vor allem eine offene, klare und zeitnahe Kommunikation. Gerade in der Anfangszeit ist die Unsicherheit der Menschen am größten. Wen Sie also endlich Chef geworden sind, kommunizieren Sie lieber etwas zu viel als zu wenig. Und dann beherzigen Sie die folgenden 10 Tipps, die mir und meinen Kunden schon häufig treue Dienste geleistet haben.
Die 10 wichtigsten Tipps für die ersten 100 Tage als Chef
- Schätzen Sie alte Strukturen, Abläufe und Erfahrungen unbedingt wert. Verändern Sie nicht alles auf einmal und gehen Sie behutsam vor
- Sprechen Sie klare Erwartungen aus, formulieren Sie Ziele und Visionen, mit denen sich Ihr Team identifizieren kann
- Zeigen Sie so oft wie möglich Ihre Kompetenz und ermutigen Sie Ihre Mitarbeiter dazu, Fehler zu machen
- Zeigen Sie sich auch mal von der „menschlichen Seite“. Niemand mag einen Roboter-Chef
- Kommunizieren Sie klar, konsequent und glaubwürdig
- Führen Sie viele Einzelgespräche und geben Sie regelmäßiges Feedback. Stichwort: Hart in der Sache, aber gleichzeitig fair auf der Beziehungsebene
- Hören Sie zu und seien Sie sich nicht zu schade, Ihre Mitarbeiter bei wichtigen Entscheidungen mit ins Boot zu holen
- Gehen Sie als Leader voran und sorgen Sie dadurch für Begeisterung und Loyalität
- Fördern Sie eine Kultur der Veränderung und etablieren Sie wichtige Werte
- Und vielleicht der wichtigste Tipp von allen: Haben Sie nicht den Anspruch, von jedem gemocht zu werden. Seien Sie authentisch, das reicht vollkommen aus
Endlich Chef: Genießen Sie die erste Zeit
Mit diesen 10 Tipps ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass Sie die erste Zeit in einem neuen Job gut meistern werden. Seien Sie aber auch darauf vorbereitet, dass Ihnen nicht immer alle Mitarbeiter folgen werden. Es gibt in jedem Team Stinkstiefel, Nörgler und ewig Gestrige. In solchen Fällen kann es dann auch einmal notwendig sein, diese Teammitglieder zu ersetzen. Trotzdem sollten Sie die ersten 100 Tage als Chef unbedingt genießen. In keiner anderen Phase haben Sie die Gelegenheit, so gestalterisch Einfluss auf die strategische Ausrichtung Ihres Unternehmens zu nehmen. Haben Sie Spaß, nehmen Sie die Menschen mit und Sie werden zwangsläufig Erfolg haben.
Was sind Ihre besten Tipps für die ersten 100 Tage im neuen Job? Schreiben Sie mir Ihre Erfahrung aus der Zeit, als Sie endlich Chef wurden, ich freue mich drauf 🙂
Herzlichst, Ihr Ilja Grzeskowitz