Direkt zu Beginn möchte ich Ihnen folgenden Impuls mitgeben: Keine Angst vor Veränderung. Denn wenn es um die Umsetzung persönlicher oder beruflicher Change Vorhaben geht, dann stehe ich in meiner Arbeit als Keynote Speaker und Veränderungs-Coach sehr häufig von einem Dilemma: Jeder will Veränderung. Aber niemand will sich verändern. Aber woran liegt das?
Der Hauptgrund hierfür ist schlicht und einfach Angst. Denn nichts beeinflusst unsere Entscheidungen so stark wie die Furcht vor dem Unbekannten. Auf der einen Seite hindert sie uns, lässt uns zögern und lähmt uns sogar. Auf der anderen Seite kann sie aber auch ein kraftvoller Antreiber sein. Wenn wir uns der Angst stellen und Sie zu einem kraftvollen Verbündeten machen. Trotzdem ist die Beschäftigung mit dem Thema Angst immer noch weitgehend ein Tabu in unserer Gesellschaft.
Vor nichts haben wir so viel Angst, wie offen und ehrlich einzugestehen, dass wir Angst haben. Meine Botschaft ist daher sehr einfach: Keine Angst vor Veränderung. Stattdessen Lust auf neue Chancen und die Möglichkeit, die Zukunft aktiv zu gestalten. Und wie das genau geht, darum wollen wir uns in diesem Artikel kümmern.
Angst vor Veränderung – Warum unsere größte Schwäche gleichzeitig unsere größte Stärke sein kann
Als Business Coach liebe ich ganz einfach Fragen. Weil sie eine ungeheure Kraft besitzen. In meiner Arbeit mit Unternehmerinnen, Managern und Führungskräften habe ich es schon häufig erlebt, dass eine einzige Frage den Unterschied zwischen Stillstand und Innovation, zwischen Zögern und Handeln, zwischen Frustration und erfülltem Leben ausmachen kann.
Doch noch mehr kenne ich die kaum zu bändigende Wirkung starker Fragen aus meinem eigenen Leben. Ich kann mich nicht mehr an den genauen Tag erinnern und weiß auch nicht mehr, wohin ich eigentlich wollte. Ich weiß nur noch, dass ich wieder einmal mit meinem Dienstwagen in irgendeine Karstadt Filiale unterwegs war. Um mich von der akuten Langeweile abzulenken, hatte ich ein Hörbuch in den CD-Player meines Audi A6 eingelegt und bereitete mich auf eine weitere belanglose Berieselung vor.
Doch plötzlich, ganz ohne jegliche Vorwarnung, stellte die Sprecherin eine Frage, die mein Weltbild mit einem Paukenschlag aus den Angeln heben sollte: „Wenn Sie morgens aufstehen, sich geduscht, angezogen, gefrühstückt und sich von Ihrer Familie verabschiedet haben, ist der Job, zu dem Sie täglich fahren, der Job, den Sie wirklich machen wollen?“
Angst als kraftvoller Antreiber für persönliche Entwicklung
Meine erste Antwort kam impulsiv. Zu impulsiv. Natürlich war er das, es war doch schließlich mein Traumjob, für den ich viele Jahre studiert, hart gearbeitet und eine Menge privater Entbehrungen in Kauf genommen hatte. Doch die Frage ließ mich nicht mehr los, und es begann in mir zu rattern. Und während um mich herum Zeit und Raum verschwammen, begann sich ganz langsam eine neue, eine tiefgründig ehrliche Antwort ihren Weg an die Oberfläche zu bahnen. Und gemeinsam mit der immer klarer werdenden Erkenntnis verspürte ich plötzlich ein in dieser Intensität bisher nicht gekanntes Gefühl: Ich hatte Angst. Angst vor der Wahrheit.
Erst Jahre später ist mir klar geworden, dass ich mich in diesem Moment an einem Wendepunkt in meinem Leben befand. Denn nichts hat so eine große Auswirkung auf unsere Entscheidungen wie Angst. Sie kann uns hindern, zögern lassen und lähmen. Auf der anderen Seite kann sie aber auch ein kraftvoller Antreiber, Motivator und Wegbereiter sein. Trotzdem ist die Beschäftigung mit dem Thema „Angst vor Veränderung“ immer noch weitgehend ein Tabu in unserer Gesellschaft. Vor nichts haben wir so viel Angst, wie offen und ehrlich einzugestehen, dass wir Angst haben.
Dabei bestimmt die Angst den Alltag jedes einzelnen Menschen auf dieser Erde. Es gibt keine Ausnahmen. Und wenn Sie mal wieder auf einen dieser vermeintlich super selbstbewussten Zeitgenossen treffen, die Ihnen erzählen wollen, dass sie keine Angst hätten, dann können Sie sicher sein, dass es sich um eine Lüge handelt.
Keine Angst vor Veränderung – Nutzen Sie die Emotion positiv
Jeder hat Angst. Ich genauso wie Sie. Der verbeamtete Lehrer genauso wie der smarte Multimillionär. Kleine Kinder genauso wie weise alte Männer. Die Hausfrau genauso wie der Vorstandsvorsitzende. Der Azubi genauso wie die Staatsoberhäupter dieser Welt. Wir werden von Angst gesteuert. Sie ist der Hauptgrund, warum wir bestimmte Dinge tun und andere lassen. Ein paar Beispiele gefällig?
- Aus Angst vor dem Unbekannten verändern wir uns nicht
- Aus Angst, nichts Besseres zu finden, fahren wir jeden Tag zu einem Job, der uns frustriert, unzufrieden macht oder den wir sogar hassen
- Wir schließen die unterschiedlichsten Versicherungen ab, weil wir Angst vor einem Notfall haben
- Aus Angst vor dem Altern legen wir uns beim Schönheitschirurgen unters Messer, lassen uns Fett absaugen oder spritzen uns Botox in die Lippen
- Aus Angst, nicht dazuzugehören, kaufen wir uns Autos, Markenkleidung oder Plasmafernseher, die wir uns eigentlich gar nicht leisten können
- Wir erledigen die ungeliebten Routinen in der Firma, weil wir Angst haben, entlassen zu werden
- Wir sagen nicht das, was uns wichtig ist, weil wir Angst haben, nicht politisch korrekt zu sein
- Aus Angst vor Ablehnung wechseln wir permanent unsere Meinung und verbiegen uns
- Aus Angst vor Einbrechern verschanzen wir uns hinter hohen Zäunen, Mauern und Alarmanlagen
- Aus Angst, nicht dazuzugehören, tragen wir unbequeme Masken und spielen Rollen, die nicht zu uns passen
- Aus Angst, dick und unattraktiv zu werden, fangen wir an zu Joggen oder melden uns im Fitnessstudio an
- Weil wir Angst haben, unsere vermeintliche Sicherheit aufzugeben, wagen wir es nicht, die Freiheit, von der wir so sehr träumen
- Aus Angst vor dem Sterben verpassen wir es, wirklich zu leben
Die Angst als kraftvoller Verbündeter aller Changemaker
Ich hätte diese Aufzählung noch endlos weiterführen können. Aber ich denke, dass der entscheidende Punkt deutlich geworden ist, nicht wahr? Vor Kurzem habe ich mal wieder den Film „Eat. Pray. Love“ mit Julia Roberts in der Hauptrolle gesehen. Und ein Satz ist mir besonders im Gedächtnis geblieben, der die komplette Liste auf eine tragisch präzise Weise auf den Punkt bringt: „Wir nehmen es hin, unglücklich zu sein, aus Angst vor Veränderung, aus Angst, alles könnte einstürzen.“
Ob wir es nun gut finden oder nicht: Angst ist der entscheidende Antreiber, wenn es um nachhaltige Veränderung geht. Entweder tun wir Dinge, weil wir Angst haben, wenn wir sie nicht tun würden. Oder wir tun Dinge nicht, weil wir Angst haben, wenn wir sie tun würden. Ein angstfreies Leben gibt es nicht, und je schneller Sie diese Tatsache akzeptieren, desto besser können Sie damit umgehen. Weil es so wichtig ist, möchte ich zwei Punkte besonders betonen:
- Es ist vollkommen normal, Angst zu haben.
- Es ist entscheidend für unser Glück, unseren Erfolg und unser gesamtes Leben, wie wir mit der Angst umgehen.
Besonders der zweiten Aussage wollen wir uns in den nächsten Abschnitten widmen. Wie schaffen Sie es, die Angst bei den Hörnern zu packen? Wie machen Sie Ihre Angst zu einem starken Verbündeten machen, der Sie dazu antreibt, Ihr volles Potenzial zu nutzen? Wie nutzen Sie Ihre Angst, um Veränderungen umzusetzen, von denen Sie niemals geglaubt hätten, dass wir zu ihnen in der Lage wären?
Sobald Sie für sich die passenden Antworten auf diese Fragen gefunden haben, besitzen Sie den Schlüssel für das Königreich namens Veränderung. Wenn Sie nämlich in der Lage sind, Ihre Angst in produktive Energie zu transformieren, dann haben Sie den machtvollsten Verbündeten an Ihrer Seite, den es überhaupt gibt.
Die Angst ist Ihr Freund
Ja, Sie haben richtig gelesen. Die Angst ist tatsächlich Ihr bester Freund. Wenn Sie zulassen, dass sie es wird. Allerdings ist das die große Herausforderung, die viele Menschen davon abhält, notwendige Veränderungen anzugehen und ihre Träume in die Tat umzusetzen. Statt die Angst als kraftvollen Verbündeten zu betrachten, lassen sie sich von ihr dominieren, aufhalten und lähmen.
Und befinden sich dann in einer sich selbst verstärkenden Negativspirale, aus der es sehr schwer wird, wieder zu entkommen. Die Folgen sind fatal, denn die Ängste, denen wir uns nicht stellen, werden zu unseren Grenzen. Die Zweifel, denen wir nachgeben, werden zu Zäunen, die diese Grenzen stärker und immer weniger überwindbar machen.
„Aber Ilja“, werden Sie jetzt vielleicht einwenden, „das ist ja leicht gesagt, denn wirklich erfolgreiche Menschen kennen so etwas wie Angst doch gar nicht.“ Weit gefehlt. Ich behaupte sogar, dass die Ängste proportional steigen, wenn die Träume größer, die Vorhaben irrwitziger und die Veränderungen mutiger werden. Nein, ich möchte es noch einmal wiederholen.
Wirklich jeder Mensch hat Ängste. Die entscheidende Frage ist einzig und allein, wie Sie damit umgehen. Ob Sie sich von ihnen lähmen lassen oder ob Sie die Angst zu Ihrem besten Freund machen. Damit Ihnen das bestmöglich gelingt, möchte ich Ihnen meine vier wirkungsvollsten Tipps vorstellen.
Angst vor Veränderung überwinden #1: Akzeptieren Sie, dass es okay ist, Angst zu haben
Geben Sie sich auf keinen Fall dem Irrglauben hin, dass Angst zu haben ein Zeichen von Schwäche wäre. Ganz im Gegenteil. Hatte ich bereits erwähnt, dass jeder Mensch Angst hat? Gut, dann wäre das hoffentlich ein für allemal geklärt und wir können einen Schritt weiter gehen. Wenn es für Sie nämlich vollkommen normal ist, dass Sie diese Gefühle verspüren, dann sind sie auf dem besten Wege, aus einer vermeintlichen Schwäche eine große Stärke zu machen.
Je offensiver Sie mit Ihren Ängsten umgehen, desto besser sind Sie in der Lage, sich Ihnen zu stellen, sie aktiv anzugehen und sie am Ende zu überwinden. Daraus wird dann schnell eine sich selbst verstärkende Positivspirale. Jede bezwungene Angst lässt Sie lernen, als Persönlichkeit zu wachsen und stärker zu werden.
Angst vor Veränderung überwinden #2: Werden Sie sich Ihrer Motivation bewusst
Können Sie sich an eine Situation erinnern, in der Sie sich erst verändert haben, als der Leidensdruck unerträglich hoch wurde? Mit hoher Wahrscheinlichkeit haben Sie den entscheidenden ersten Schritt immer wieder hinausgezögert, weil Ihre Angst vor der Veränderung (dem Unbekannten) viel größer war, als alle negativen Dinge zusammen, die Sie am Status quo gestört haben. Begründet wird das dann meist so: „Wer weiß, ob es nicht noch schlimmer kommt.“ Schon mal gehört? Schon mal gesagt?
Menschen mit Macher-Mentalität drehen diesen Spies einfach um. Statt sich vor dem Unbekannten der Zukunft zu fürchten, haben Sie viel mehr Angst davor, dass alles so bleiben könnte, wie es ist. Und diese Angst treibt an. Viel mehr, als es das beste Ziel dieser Welt jemals könnte. Ich behaupte sogar, dass Angst der größte Motivator ist, den Sie überhaupt haben können. Sie sorgt für einen Maximalschub an Adrenalin, Disziplin und Durchhaltevermögen. Entscheidend ist nur, ob Sie diese enormen Ressourcen dafür einsetzen, sich im Schneckenhaus zu verkriechen, oder ob Sie ins Handeln kommen und die Angst produktiv nutzen, um etwas zu verändern.
Angst vor Veränderung überwinden #3: Steuern Sie Ihr Kopfkino
Die meisten Veränderungen sind großartig. Leider wissen wir das immer erst hinterher. Vorher läuft stattdessen unser Kopfkino auf Hochtouren. Wir malen uns in den buntesten Farben aus, was alles schief gehen kann, wie furchtbar die Konsequenzen sein werden und warum wir auf keinen Fall irgendetwas ändern sollten. Der Ablauf ist fast immer gleich. Wir haben eine wichtige Aufgabe zu erledigen und wissen theoretisch ganz genau, was wir tun müssten. Doch dann zögern wir und sagen Sachen wie: „Ich bin noch nicht so weit, ich bin zu alt, ich bin zu jung, es ist zu früh, es ist zu spät, es geht mir zu schnell, es geht mir zu langsam, ich schaffe es bestimmt nicht.“
Angst vor Veränderung überwinden #4: Kommen Sie ins Handeln
Nachdem Sie Ihren Fokus auf mögliche Lösungen ausgerichtet haben, ist es Zeit, den ersten Schritt zu machen. Die meisten Ängste verflüchtigen sich nämlich, sobald wir uns ihnen stellen. Und wenn wir sie erst einmal überwunden haben, machen uns die Erfahrungen stärker, hoffnungsvoller und mutiger. Wann immer Sie Zweifel, Unsicherheit und Angst verspüren, sollten Sie sich auf jeden Fall das Versprechen geben, etwas zu tun. So klein der Schritt auch sein mag, er bringt Sie Ihrem Ziel ein kleines Stück näher.
Besiegen Sie die Angst vor Veränderung – Schritt für Schritt
Stellen Sie sich vor, Sie würden durch einen dunklen Wald gehen und hätten nichts anderes dabei, als eine kleine Taschenlampe. Ihre Sichtweite ist durch den dünnen Strahl auf fünf Meter begrenzt. Also gehen Sie genau bis zu dem Punkt, bis zu dem Sie noch sehen können. Dann leuchten Sie weiter und setzen Ihren Weg fort. Und leuchten wieder. Und gehen weiter. Auf diese Art und Weise durchqueren Sie das unbekannte Terrain Schritt für Schritt, bis Sie irgendwann Ihr Ziel erreichen.
Ich hoffe sehr, dass Ihnen die vier Schritte in Zukunft ein treuer Begleiter sein werden, um Ihre Ängste in produktive Emotionen zu transformieren. Wenn die Angst Ihr größter Feind ist, dann steht Ihnen ein Kampf bevor, den Sie nicht gewinnen können. Erinnern Sie sich so oft wie möglich an folgende Idee: Die Ängste, denen wir uns nicht stellen, werden zu unseren Grenzen. Die Zweifel, denen wir nachgeben, werden zu Zäunen, die diese Grenzen stärker und immer weniger überwindbar machen.
Ich möchte Sie dazu ermutigen, diese Zäune einzureißen und die geistigen Grenzen zu überwinden. Sobald die Angst Ihr Freund geworden ist, werden Sie ein wundervolles Gefühl der Freiheit erleben. Vor allem aber entfesseln Sie damit eine innere Kraft, mit der Sie zu unvorstellbaren Dingen fähig sind.
Wie ist es bei Ihnen, lautet das Motto bereits „Keine Angst vor Veränderung“?
Welcher Angst haben Sie sich zuletzt gestellt? Ich freue mich auf Ihren Kommentar 🙂
Herzlichst, Ihr
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