Haben Sie schon mal vom Never Normal gehört? Nein, dann lesen Sie jetzt unbedingt weiter. Wir leben in Zeiten, in denen permanente Veränderung das New Normal – das neue Normal – geworden ist. Diese Aussage hört man immer wieder. Kein Wunder, denn der Wandel sowohl in der Arbeitswelt, als auch in der Gesellschaft wird immer schneller, unberechenbarer und insbesondere intensiver. Und auch wenn an der Vorstellung des New Normal eine Menge dran ist, so greift die Beschreibung der neuen Normalität doch zu kurz. Warum das so ist, und wie ich die aktuellen Zeiten der Veränderung stattdessen beschreiben würde, erfahren Sie in diesem Artikel.
New Normal – Der Wunsch nach Stabilität im Chaos
Wenn Sie schon einmal einen Roadtrip durch den Norden Amerikas gemacht haben, dann sind Sie südlich von Chicago möglicherweise durch meine absolute Lieblingsstadt gefahren. Diesen Status hat der 52.736 Einwohner zählende Ort nicht etwa durch seine Architektur, sein kulturelles Angebot oder eine erfolgreiche Baseballmannschaft erhalten. Vielmehr ist es der Name, der mich fasziniert, denn die Stadt heißt Normal.
Wie überall in den USA üblich steht am Ortsausgang ein Schild, dass die Gäste verabschieden soll. Der Text lautet: Leaving Normal. Kann es eine bessere Metapher für das Leben geben? Denn spätestens seit die COVID-19 Pandemie unsere gewohnten Regeln und Abläufe komplett durchgeschüttelt hat, sollte auch der Letzte verstanden haben, dass es so etwas wie eine Normalität nicht mehr gibt. Dafür sind die Krisen zu unberechenbar, die Veränderungen zu intensiv und die Notwendigkeit zur Anpassung zu dringend geworden. Eine Schlussfolgerung, die dann gerne gezogen wird, lautet dementsprechend auch: Welcome to the New Normal. Willkommen in der neuen Normalität.
Never Normal statt New Normal
Und ich kann das dahinterstehende Mindset durchaus verstehen, denn wir Menschen sehnen uns nun mal nach Beständigkeit, Routinen und gewohnten Abläufen. Nach all den Unsicherheiten der letzten Jahre lechzen wir danach, dass die Welt endlich wieder normal wird. Und wenn es schon nicht mehr ganz so wie früher sein kann, dann doch wenigstens in einer neuen Form, also einem neuen Normal.
Aber was wäre, wenn es nie wieder so wird wie früher? Was wäre, wenn 2019 nur noch eine Erinnerung an die gute, alte Zeit wäre? Was wäre, wenn die intensiven Veränderungen bleiben und zu einem Dauerzustand würden? Hier kommt eine große Idee: Vergessen Sie das Konzept des New Normal. Stattdessen möchte ich Ihnen eine alternative Botschaft vorschlagen:
Welcome to the Never Normal. Willkommen im Zeitalter, in dem nichts mehr normal ist.
Die Welt wird einfach nicht mehr so sein, wie wir es gewohnt waren. Was wir alle instinktiv spüren, belegen auch die aktuellen Studien. Laut einer McKinsey Umfrage unter 200 Organisationen in verschiedenen Branchen sagen 90% der Entscheider, dass die Art und Weise, wie das Business funktioniert, sich fundamental verändern wird. Auch unser Alltag lässt sich mit vielen Worten Beschreiben. Normal ist keines davon. Macht Ihnen der Gedanke daran Angst? Keine Sorge, Sie sind damit nicht alleine. Denn wenn Veränderungsvorhaben scheitern, egal ob im persönlichen Alltag oder im Job, dann selten, weil Menschen nicht bereit wären, neue Ideen zu akzeptieren. Es liegt vielmehr an der Angst davor, die alten loszulassen.
Das Zeitalter des Never Normal: Eine riesige Chance wartet
Ein guter erster Schritt, um das Zeitalter des Never Normal zu begrüßen wäre, den Glaubenssatz zu verlernen, dass Krisen immer gleichbedeutend mit Entbehrungen, Niedergang und riesigen Problemen wären. Denn in Zeiten der Veränderung gab es in der Geschichte schon immer Menschen, die erfolgreiche Unternehmen gegründet, bahnbrechende Erfindungen gemacht und außergewöhnliche Ideen entwickelt haben.
Jeff Bezos erkannte in den 1990er Jahren, dass die Welt durch die Verbreitung des Internets nie mehr so sein würde, wie vorher. Also kündigte er seinen gut bezahlten Job bei D.E. Shaw, zog nach Seattle und gründete einen virtuellen Buchladen, der heute als Amazon bekannt ist. Der Unternehmer Bodo Janssen traute sich während einer großen Krise seiner Hotelkette Upstalsboom entgegen allen Gepflogenheiten die Mitarbeitenden und den Faktor Sinn in den Mittelpunkt zu stellen und sorgte mit dem Paradigmenwechsel der stillen Revolution für einen Turnaround. Bekannte Marken wie Uber, Airbnb, WhatsApp oder Slack wurden während der Finanzkrise 2008 gegründet, und auch während der Corona Pandemie erblickten mehr Technologie-Start-ups das Licht der Welt als in den Jahren davor.
Die schlechteste Strategie in der Ära des Never Normal ist es, abzuwarten, zu zögern und zu hoffen, dass sich die Vergangenheit durch Zufall irgendwie in die Zukunft übertragen ließe. Obwohl Kodak der absolute Marktführer im Bereich der Fotografie war, setzte man lieber auf die Verbesserung des Farbfilms und überließ der Firma Logitech die Massenverbreitung der Digitalkamera.
Das Automobil wurde nicht von Kutschenbauern, der Personal Computer nicht von Schreibmaschinenherstellern und digitale Bezahlsysteme nicht etwa von Banken, sondern von den Handyproduzenten Telenor Mobil und Ericsson erfunden. Woran das liegt? Weil das Prinzip Hoffnung und das Festhalten an den Erfolgen früherer Jahre noch nie ein guter Berater waren. Weil man in Zeiten, die von intensiven Veränderungen geprägt sind, mit einem bequemen weiter so einfach keinen Blumentopf gewinnen kann.
Tschüss, New Normal. Moin Never Normal
Je eher Sie daher das Konzept des Never Normal nicht nur akzeptieren, sondern als Ihren größten Verbündeten umarmen, desto größer können Ihre Durchbrüche sein. Insbesondere in Krisen trennt die bewusste Anwendung des UnChange Mindsets die Spreu vom Weizen. Denn je stabiler und fester Ihre Wurzeln sind, desto flexibler können Sie im Denken und Handeln sein. Und je häufiger Sie den Fokus auf Chancen und Möglichkeiten richten, desto eher können Sie lernen, die bekannten Wege zu verlassen, und Dinge auszuprobieren, die sich vorher noch niemand getraut hat.
Einer meiner Lieblingsautoren ist James Patterson, dessen Bücher sich bis heute über 100 Millionen Mal verkauften. Doch sein Start ins Leben eines Schriftstellers lief eher suboptimal. Nachdem er seinen Job als Werbetexter in einer Agentur aufgab, um sich voll und ganz dem Schreiben zu widmen, verkauften sich nur knapp 10.000 Exemplare seines Debutromans The Thomas Berryman Number.
Eine mehr als dürftige Zahl. Also beschloss er, für sein nächstes Werk – den Thriller Along Came a Spider – mit den Konventionen der Buchbranche zu brechen und etwas vollkommen Neues zu probieren. Er wollte das Buch mit TV-Werbung einem breiten Publikum vorstellen. Die Antwort seines Verlags: „Auf keinen Fall. Zu teuer. Die Leser wollen keine Buchwerbung im Fernsehen erhalten.“
Doch Patterson gab nicht auf und produzierte die Werbespots mit seinem eigenen Geld. Die Qualität überzeugte auch den Verlag, der sich bereit erklärte, die die Hälfte der Kosten für die Kampagne zu übernehmen. War es ein mutiger Schritt? Definitiv. Noch nie wurde ein Buch im nationalen Fernsehen mit Anzeigen beworben. Es war eine Aktion jenseits der Normalität. Hat es sich gelohnt? Und wie. Das Buch kletterte zum Erscheinungstermin direkt auf Platz neun der New York Times Bestsellerliste, es wurden bis heute über fünf Millionen Exemplare verkauft und Along Came a Spider ist bis heute Pattersons erfolgreichstes Werk. Gleichzeitig war es der Startschuss für eine der bemerkenswertesten Karrieren in der Literaturgeschichte. Das Vermögen von James Patterson wird heute auf knappe 100 Millionen Dollar geschätzt und er veröffentlich jedes Jahr mehrere neue Bücher.
Embrace the Change – Umarmen Sie die Veränderung
Liebe Leserinnen und Leser dieses Blogs, in welchen Bereichen Ihres Lebens ist es an der Zeit, die bequemen Pfade zu verlassen, und jenseits der Normalität Spuren zu hinterlassen? Denn genau dort, in den unerforschten Gebieten des Never Normal liegen die größten Chancen. Wenn Sie sich entscheiden, Ihre unbewussten und limitierenden Glaubenssätze zu identifizieren und die Segel zu neuen Ufern zu setzen. Natürlich wird Ihnen der Wind dabei häufig direkt von Vorne ins Gesicht blasen.
Je mutiger Ihre Ideen sind, desto mehr wird man sie bekämpfen, belächeln oder sogar versuchen in die Ecke von realitätsfernen Spinnern zu drängen. Mein Lieblingsbeispiel ist ein Tweet des ehemaligen Siemens Chefs Joe Käser vom 8.11.2019, in dem er Elon Musk als „kiffenden Kollegen aus den USA bezeichnet, der von Peterchens Mondfahrt spricht“. Aber wenn es jemanden gibt, der das Konzept des Never Normal mit Haut und Haaren verinnerlicht hat, dann ist es der Visionär aus Südafrika.
Heute, vier Jahre nach dem Tweet ist das Tesla Modell Y der meistverkaufte PKW in Deutschland, Starlink versorgt viele Teile der Welt mit Highspeed Internet und Musks Raumfahrtfirma SpaceX hat nicht nur die NASA in Sachen Innovationsfähigkeit überholt, sondern führt auch längst kommerzielle Flüge ins Weltall durch.
Der größte Erfolgsfaktor des Never Normal Zeitalters
Denken Sie immer dran. Es ist Ihr Leben. Und nur Sie bestimmen, wie Sie es leben, welche Ziele Sie erreichen und welche Träume Sie in die Tat umsetzen wollen. Wichtig dabei ist, dass Sie die richtige Balance finden. Denn natürlich ist nicht alles Neue automatisch gut. Und nicht alles ist per se schlecht. Aus diesem Grund ist jedes Veränderungsvorhaben auch immer ein wenig wie der berühmte Ritt auf der Rasierklinge.
Auf der einen Seite sollten wir uns immer wieder fragen, was gut funktioniert, sich bewährt hat und wir es daher bewahren wollen. Und gleichsam sollten wir nie die Bereitschaft verlieren, Prozesse, Ziele, Strategien und insbesondere uns selber radikal auf den Prüfstand zu stellen und einer bewussten Disruption zu unterziehen. Das Zauberwort ist dabei das Wort bewusst. Denn dies ist der entscheidende Erfolgsfaktor, der in unsicheren und stürmischen Zeiten dafür sorgt dass Dinge geschehen werden, von denen andere Menschen nicht einmal zu träumen wagen.
Denn wenn Bewusstheit in Ihr Leben Einzug erhält, dann sind Sie nicht nur in der Lage, Ihre unbewussten Eisberge zu durchbrechen, sondern Ihre Lebensqualität dramatisch zu erhöhen. Weil Sie der Beliebigkeit Lebewohl sagen. Weil Sie Ihrem Umfeld Orientierung bieten. Und weil Sie nur noch mit Intention (also bewusst) kommunizieren und wirken. Hier kommt eine weitere große Idee in diesem Artikel: Bewusstheit schlägt alles.
Bewusstheit sorgt für Orientierung im Never Normal
Bewusstheit schlägt alles. Ja, wirklich alles. Andere mögen schlauer, schneller oder talentierter sein. Wenn Sie mit der richtigen Intention an Ihre Aufgaben gehen, werden Sie immer den berühmten Schritt vorne sein. Weil nichts eine derart große Kraft besitzt, wie die richtige Intention. Weil Sie nicht länger zufällig, beliebig und belanglos agieren, sondern jedem einzelnen Moment Ihres Lebens eine konkrete Bedeutung geben. Das gilt für die kleinen Situationen des Alltags, besonders aber für die großen Herausforderungen in Zeiten des Never Normal. Warum?
· Bewusstheit sorgt für Klarheit
· Bewusstheit stärkt Ihr Selbstbewusstsein
· Bewusstheit eliminiert Zweifel
· Bewusstheit knüpft ein unsichtbares Band zwischen zwei Menschen
· Bewusstheit schafft Gewissheit
· Bewusstheit erzeugt positive Gefühle
· Bewusstheit ersetzt Belanglosigkeit durch Bedeutung
· Bewusstheit sorgt für den richtigen Fokus
· Bewusstheit motiviert
· Bewusstheit ist wichtiger als alle Techniken, Methoden und Prozesse zusammen
· Bewusstheit durchbricht Ihre ganz persönlichen Eisberge
Je nachdem, von welchem Ausgangspunkt Sie starten, bedeutet es natürlich ein wenig Arbeit, die Wurzel der Bewusstheit in den Mutterboden Ihres Mindsets wachsen zu lassen. Aber je häufiger Sie bewusst denken, entscheiden, kommunizieren und handeln, desto eher durchbrechen Sie die unbewusste Selbstsabotage und entwickeln positive Automatismen. Und dann geschieht etwas Spannendes, ja fast schon Magisches.
Sie werden all das mit einer großen Portion Gelassenheit und Leichtigkeit angehen. Sie werden nicht nur außergewöhnliche Ergebnisse erzielen, ein Leben mit Bedeutung führen und Spuren auf den Wegen jenseits der Normalität hinterlassen. Ich könnte es nie so gut formulieren wie der Lyriker Walt Whitman, der es mit folgendem Satz auf den Punkt brachte: „Im Walde zwei Wege boten sich mir dar und ich ging den, der weniger betreten war – und das veränderte mein Leben.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.
Eine Antwort
Bei Erwähnung der 52.736 Einwohner-Zählenden Stadt „Normal“ ist mir gleich die Komödie „Normal ist anders“ von 2013 eingefallen.
Hier landet eine erfolgreiche Chirugin auf dem Weg nach New York in einem 300-Seelen-Dorf „Normal“ – und ihr Mindset wird herausgefordert und in Frage gestellt, da vieles, was sie als „normal“ sah hier einfach nicht vorhanden war, oder nicht funktionierte…
Den Film gibt es von daredo-TV auch auf Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=PxKoHi68zwY