Raus aus der Komfortzone. Haben Sie diesen Satz schon mal gehört? Vielleicht selber schon das eine oder andere mal gesagt? Ich gebe es zu, in meinen Keynotes und Büchern habe ich auch schon häufig dazu aufgerufen, nachhaltige Veränderungen zu initiieren, indem man dem Motto “Raus aus der Komfortzone” folgt. Aber was sich in der Theorie so einfach anhört, ist im Alltag wie so häufig durchaus schwierig umzusetzen. Daher möchte ich Ihnen in diesem Artikel gerne das 4-Zonen-Modell der Veränderung vorstellen, mit dem es Ihnen ab sofort leichter fallen wird, Ihre Komfortzone zu verlassen, unbekanntes Terrain zu betreten, und dadurch nachhaltig als Persönlichkeit wachsen können.
Raus aus der Komfortzone – Was Sie von (Ihren) Kindern lernen können
Die perfekten Vorbilder, um regelmäßig die Komfortzone verlassen zu können, sind (Ihre) Kinder. Mit ansteckender Neugier probieren Sie regelmäßig die unterschiedlichsten Dinge aus. Testen ihre eigenen Grenzen. Verlassen ihre Komfortzone. Und wenn Sie dabei mit den unweigerlich auftretenden Misserfolgen konfrontiert werden, dann lamentieren sie nicht etwa, sondern probieren es direkt auf eine andere Art und Weise.
Ja, man könnte fast meinen, dass Kinder den Ratschlag “Raus aus der Komfortzone” erfunden haben. Weil sie wahre Meister im Umgang mit jeglicher Art von Veränderung sind. Finden Sie es nicht auch faszinierend, mit wie viel Freude sich junge Menschen auf neue Erfahrungen stürzen und sich vom Unbekannten fast schon magisch angezogen fühlen? Von Kindern würden Sie niemals Sätze wie “Das haben wir ja noch nie so gemacht“, “Das klappt niemals” oder “Ich versuche es lieber nicht, es könnte ja schiefgehen” hören. Stattdessen können sie sich wie menschliche Chamäleons an so gut wie jede neue Situation anpassen, lassen sich von ihrer Fantasie und Kreativität leiten und lernen so gut wie jede Sportart, jedes Musikinstrument oder sogar neue Sprachen innerhalb weniger Wochen.
Verliebt in das Unbekannte – Lust auf Wachstum und Entwicklung
Leider werden die meisten Kinder spätestens im Teenageralter von den unterschiedlichsten Bezugspersonen immer wieder mit den gleichen Botschaften bombardiert: “Pass Dich an“, “Du musst endlich vernünftig werden“, “Schluss mit der ewigen Träumerei” oder “Jetzt beginnt der Ernst des Lebens” sind nur einige davon. Und ehe man sich versieht, geht die ehemals im Überfluss vorhandene Leichtigkeit verloren und wird von vermeintlicher Vernunft, Skepsis und dem krampfhaften Festhalten am Status Quo ersetzt.
Ohne, dass man es jemals wollte, ist man zu einem angepassten, mittelmäßigen und vor allem funktionierenden Mitglied der Gesellschaft geworden, dem jegliche Form von Spaß, Freude oder Zufriedenheit abhandengekommen ist. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich finde das tragisch. Doch zum Glück muss es gar nicht erst so weit kommen. Wenn der Satz “Raus aus der Komfortzone” nicht bloß ein Lippenbekenntnis für Sie ist, sondern eine Philosophie, an der Sie Ihr gesamtes Denken und Handeln ausrichten. Wenn Sie sich jeden einzelnen Tag aufs Neue mit Haut und Haaren in das Unbekannte verlieben.
Wenn Sie die Schmetterlinge im Bauch genießen, wenn Sie an die Möglichkeiten der Zukunft denken. Wenn Sie aufhören, auf der bequemen Couch sitzend darauf zu hoffen, dass sich Ihre Situation schon irgendwie verbessern wird, sondern stattdessen aktiv werden. Wenn Sie raus ins Leben gehen und beginnen, Ihre Ziele und Träume voller Leidenschaft zu verfolgen. Woody Allen hat einmal treffend festgestellt, das 80% des Erfolgs darin besteht, einfach nur aufzutauchen. Tauchen Sie daher so oft auf wie möglich. Je mehr Sie Ihrer Sehnsucht nach neuen Eindrücken, Erfahrungen und Reizen in Ihrem Leben nachgeben, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass Sie außergewöhnliche Dinge erreichen werden.
Sehnsucht nach neuen Horizonten als Schlüssel für Change
Stellen Sie sich nur vor, was passiert wäre, wenn Menschen wie Marco Polo, Roald Amundsen oder Christoph Kolumbus nicht Ihrem Entdeckergeist gefolgt, sondern im sicheren Hafen darauf gewartet hätten, dass man Ihnen eine Garantie gibt, dass sie ihre Ziele auf jeden Fall erreichen würden. Sie wären niemals in China, am Südpol oder in Amerika angekommen. Das gleiche gilt für die Erfindung der Glühbirne, des Buchdrucks oder des iPhones, welche allesamt die Welt verändert haben. Weil Thomas Edison, Johannes Gutenberg und Steve Jobs die Sehnsucht nach Innovation, nach neuen Wegen und dem permanenten Hinterfragen der bestehenden Konventionen teilten. Und sich dann nicht etwa auf ihren Lorbeeren ausruhten, sondern sich die Bereitschaft bewahrten, den eigenen Errungenschaften immer wieder zu hinterfragen.
Die Sehnsucht nach neuen Horizonten als Erfolgsfaktor ist daher so essenziell, weil das Außergewöhnliche von heute das Gute von morgen und das mittelmäßige von Übermorgen ist. Ich weiß noch genau, wie ich im Jahr 2008 dachte, mit dem iPhone 3G ein so geniales Produkt in den Händen zu halten, dass es nicht mehr besser gehen würde. Wie man sich doch irren kann, denn wenn ich es mit dem aktuellen Modell, dem iPhone 15 Pro Max, vergleiche, dann wirkt es auf mich wie ein Smartphone aus der Steinzeit. Mit uns Menschen verhält es sich ähnlich, denn wir sind diesbezüglich wie Pflanzen. Wenn wir nicht wachsen können, dann bleiben wir nicht etwa auf der aktuellen Entwicklungsstufe stehen, sondern wir gehen ein. Natürlich nicht von heute auf morgen, sondern schleichend.
Und dieser Prozess ist viel heimtückischer. Es ist wie in der berühmten Parabel vom Frosch. Versucht man diesen nämlich in einen Topf mit kochendem Wasser zu setzen, dann springt er sofort wieder heraus. Setzt man ihn hingegen in kaltes Wasser und erhitzt dieses nur schrittweise, so bemerkt er die Erhöhung der Temperatur nicht. Bis es irgendwann zu spät ist. Auch wenn es sich bei dieser Metapher um einen Mythos handelt, so sehr trifft die dahinterstehende Aussage doch die Wirklichkeit viele Menschen. Denn wenn Sie sich nicht regelmäßig neuen Reizen, herausfordernden Erfahrungen und unbekannten Situationen aussetzen, dann wird Ihre persönliche Komfortzone im Laufe der Zeit immer gemütlicher und Tristesse, Mittelmaß und Beliebigkeit breiten sich aus.
Jenseits der Komfortzone: Das 4-Zonen-Modell der Veränderung
Aber was geschieht eigentlich, sobald Sie der Sehnsucht nach Veränderung nachgeben und es wagen, die Unsicherheit zu umarmen? Nach und nach bewegen Sie sich durch einen Prozess, der Sie durch vier verschiedene Zonen führt, und Sie am Ende mit persönlichem Wachstum reich beschenkt. Die folgende Abbildung gibt einen Überblick.
Raus aus der Komfortzone: Phase 1 – Die Komfortzone
Diese Zone kennen wir alle. Hier ist alles bekannt, gewohnt und vor allem sehr bequem. Sie tun das, was Sie immer tun, vermeiden jegliche Risiken und haben zu jeder Zeit alles im Griff. Routinen und Standardabläufe prägen den Alltag und die meisten Verhaltensweisen laufen auf Autopilotmodus. Durch die Abwesenheit jeglicher Herausforderungen ergibt sich jedoch ein großes Problem. In der Komfortzone findet kein Wachstum statt, da Sie ausschließlich auf bekannte und bewährte Methoden zurückgreifen.
Das Leben in der Komfortzone ist zwar nicht besonders aufregend, dafür wird der Mangel an Abwechslung durch einen ausgeprägten Wohlfühlfaktor ausgeglichen. Kurzfristig ist daran auch überhaupt nichts auszusetzen. Aber wenn Sie nicht einfach nur funktionieren und beliebig vor sich hinleben wollen, dann müssen Sie nun mal langfristig wachsen. Weil Wachstum ein menschliches Grundbedürfnis und gleichsam die Grundlage für ein von Sinn, Zufriedenheit und Erfüllung geprägtes Leben ist. Hier kommt eine große Idee, von der ich mir wünschen würde, dass Sie sie nie wieder vergessen würden:
Ihre Lebensqualität hängt von dem Ausmaß an Wachstum ab, mit dem Sie dauerhaft komfortabel leben können.
Wahres Leben beginnt immer außerhalb Ihrer Komfortzone. Sobald Sie es wagen, Ihre Grenzen zu überwinden, neue Horizonte anzusteuern und die Segel für eine stürmische Reise setzen. Doch bevor Sie die Früchte dieses mutigen Schritts ernten können, wartet leider noch eine Zone auf Sie, an der die meisten Menschen scheitern.
Raus aus der Komfortzone: Phase 2 – Die Angstzone
Jenseits der Komfortzone lauert das Unbekannte auf uns. Die Angstzone beginnt, und das Krokodilhirn (was genau sich dahinter verbirgt, können Sie in meinem Buch “Die Mindset Revolution” detailliert nachlesen) versucht Sie mit aller Macht zur Umkehr zu bewegen. Dadurch dass Sie auf einmal neuen und noch nie erlebten Situationen ausgeliefert sind, beginnen Sie zu zweifeln, nach Ausreden zu suchen und würden am liebsten sofort wieder aufgeben.
Kein Wunder, denn so vieles kann schiefgehen, wird nicht beim ersten Mal klappen und eine bekannte innere Stimme wird Sie permanent daran erinnern, wie wenig Selbstvertrauen Sie in dieser Zone doch haben. Nicht selten werden Sie sich überfordert fühlen, weil so viele neue Eindrücke auf Sie einprasseln. Ihre wichtigste Aufgabe ist es daher, den Versuchungen des vom Krokodilhirn ausgelösten Widerstands zu widerstehen und stattdessen bewusst den Weg der kleinen Schritte zu gehen. Die Unsicherheit zu umarmen und in persönliches Wachstum zu transformieren. Und dies so häufig zu wiederholen, bis sich die ersten Erfolgserlebnisse einstellen.
Raus aus der Komfortzone: Phase 3 – Die Lernzone
Sobald dies geschieht, befinden Sie sich in der Lernzone. Auch hier sind die meisten Dinge noch neu, während die alten Regeln nicht mehr gelten. Allerdings ist Ihre Neugier bereits so weit ausgeprägt, dass Ihre Problemlösungskompetenz sukzessive ansteigt, was wiederum eine Steigerung Ihres Selbstvertrauens bewirkt. Durch die Summe der vielen kleinen Erfolgserlebnisse haben Sie eine sich selbst verstärkende Positivspirale in Gang gesetzt, die Sie in die Lage versetzt, sich neues Wissen, neue Skills und neue Fähigkeiten anzueignen.
Wie von selbst scheinen plötzlich neue Chancen und Möglichkeiten aufzutauchen, die Ihnen weitere Gelegenheiten eröffnen, die frisch erworbenen Eigenschaften direkt auszuprobieren. Natürlich klappt in der Lernzone nicht immer alles sofort und Sie müssen die meisten Schritte sehr bewusst gehen, aber je häufiger Sie sich den Herausforderungen stellen, desto eher schaffen Sie den Übergang in die entscheidende letzte Phase.
Raus aus der Komfortzone: Phase 4 – Die Wachstumszone
Veränderung macht dann am meisten Spaß, wenn Sie mit Purpose, Erfüllung und insbesondere Balance einhergeht. Und genau das geschieht in der Wachstumszone. Mittlerweile ist Ihr Selbstvertrauen enorm gestiegen, so dass Sie sich Dinge zutrauen, von denen Sie früher noch nicht einmal zu träumen gewagt hätten. Voller Freude und Leichtigkeit stürzen Sie sich auf das Lösen von Problemen, probieren neue Ideen umgehend aus und entwickeln sich zu einem Vorbild für Ihr Umfeld. Ihre neuen Fähigkeiten, Skills und Eigenschaften sind Ihnen mittlerweile in Fleisch und Blut übergegangen und helfen Ihnen als unbewusste Automatismen dabei, Ihre Ziele und Träume zu erreichen.
Aber noch etwas anderes, viel Wichtigeres geschieht, sobald Sie beginnen, einen Großteil Ihrer Zeit in der Wachstumszone zu verbringen. Fast wie von selbst verschieben sich nämlich die Grenzen sowohl Ihrer Komfort- als auch Ihrer Angstzone. Auf der einen Seite erweitert sich die Komfortzone. Kein Wunder, denn was vor einiger Zeit noch vollkommen undenkbar und jenseits bekannter Regeln und Standards erschien, ist mittlerweile zur gelebten Realität geworden.
Gleichsam verkleinert sich aber auch die Angstzone, denn viele Situationen, in denen Sie in der Vergangenheit noch mit zitternden Knien und pochendem Herzen reagiert hätten, sind mittlerweile für Sie zu einer perfekten Gelegenheit geworden, als Mensch zu wachsen und neue Erfahrungen zu machen. Werden die Zweifel, die Unsicherheit und die Angst jemals komplett verschwinden? Natürlich nicht. Und das ist auch gut so, sind sie doch der perfekte Indikator, dass Sie gerade dabei sind, etwas Außergewöhnliches zu tun. Oder anders:
Die Veränderungen, vor denen Sie am meisten Angst haben, sind diejenigen, welche die größten Durchbrüche für Sie bringen.
Raus aus der Komfortzone – Rein in die Veränderung
Liebe Leserinnen und Leser, ich hoffe sehr, dass es mir gelungen ist, mit diesem Artikel gelungen ist, Ihre Sehnsucht nach neuen Ideen, neuen Wegen und neuen Verhaltensweisen zu triggern. Dass ich Ihnen Lust machen konnte, der Bequemlichkeit des Status Quos zu entsagen und sich in das Unbekannte zu verlieben. Dass es für Sie selbstverständlich geworden ist, Ihre Komfortzone regelmäßig zu verlassen. Es lohnt sich sehr, das 4-Zonen-Modell der Veränderung nicht nur zu verstehen, sondern zu verinnerlichen.
Denn je mehr Sie als Persönlichkeit wachsen, desto größer wird das Ausmaß an Erfüllung, Bedeutung und Zufriedenheit. Denken Sie immer dran: Ihre Lebensqualität hängt von dem Ausmaß an Wachstum ab, mit dem Sie dauerhaft komfortabel leben können. Doch bevor Sie jetzt direkt losstürmen wollen, noch ein kurzer Hinweis, denn natürlich kommt es auch hier auf die richtige Balance an.
Warum? Nicht alles, was neu ist, ist auch automatisch gut. Und nicht alles, was alt ist, ist automatisch schlecht. Der ausgeglichene Umgang mit notwendigen Veränderungen ist daher ein wenig wie der berühmte Ritt auf der Rasierklinge oder der Drahtseilakt im Zirkus. Nur, wenn Sie die richtige Balance aus alt und neu finden, werden Sie auch die wundervollen Effekte der Wachstumszone genießen können.
Dies bedeutet auf der einen Seite wertzuschätzen, was sich bewährt hat. Was gut ist. Was Sie ganz bewusst bewahren wollen. Und andererseits sollten Sie stets bereit sein, Prozesse, Zustände und insbesondere sich selber regelmäßig zu hinterfragen. Und dann radikal zu verändern. Auf diese Weise erhalten Sie diesen magischen Cocktail aus Tradition und Moderne, aus Bewahren und Wagen und aus festen und stabilen Werten und flexiblen Verhalten.