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ToggleModerne Führung in Zeiten von Transformation und Veränderung
Transformational Leadership ist ein Begriff, der die neuen Anforderungen an Führung in unserer von Wandel und Transformation geprägten Zeit definiert. Und diese haben sich in den letzten Jahren massiv verändert. Denn die klassische Führung, wie wir sie aus der Vergangenheit kennen, war vor allem hierarchisch geprägt und auf das Erzielen von Resultaten ausgerichtet. Aber was verbirgt sich überhaupt hinter dem Begriff Leadership? In meinem Artikel „Was ist Leadership?“ habe ich ihn wie folgt definiert:
Leadership ist die Fähigkeit, einer Gruppe von Menschen eine (neue) Vision und Richtung zu geben, so dass diese sich mit dem Ziel und der Haltung aktivierend identifizieren können. Ein guter Leader ist in der Lage, diese Vision, nicht nur sprachlich attraktiv zu formulieren, sondern sie auch mit Werten und Überzeugungen zu füllen und – die wichtigste Voraussetzung von allen – sie durch das eigene Handeln vorzuleben.
Management hingegen kann wie folgt definiert werden:
Management ist die Fähigkeit, innerhalb einer Gruppe die beteiligten Personen, Prozesse und Ressourcen anhand von bereits etablierten Werten, Überzeugungen und Regeln zu steuern, zu kontrollieren und optimal einzusetzen.
Beides Definitionen sind nach wie vor gültig, allerdings haben sich die notwendigen Skills und Fähigkeiten massiv gewandelt, denn Transformational Leadership muss sich mit zwei Arten von Veränderung auseinandersetzen: Der Externen, die auch als VUKA Welt beschrieben werden kann. Und der internen, die insbesondere durch den Generationenwandel und die damit verbundene Transformation ausgelöst wurde.
Die VUKA Welt als externer Treiber von Veränderung
Wir leben in einer Zeit, die von exponentieller Veränderung geprägt ist. Mit entsprechenden Auswirkungen. Märkte wandeln sich. Geschäftsmodelle wandeln sich. Die Anforderungen an jeden einzelnen Arbeitsplatz wandeln sich. Die daraus entstehenden Folgen lassen sich am besten mit dem Akronym VUKA beschreiben. Dies ist ein Begriff, der ursprünglich aus dem amerikanischen Militär entstammt, welcher die Situation nach dem Ende des kalten Krieges beschreiben sollte. Dabei stehen die einzelnen Buchstaben des Akronyms für:
V wie VOLATILITÄT: Die Veränderungen der heutigen Zeit sind unsicherer, intensiver und wesentlich dynamischer als noch vor wenigen Jahren.
U wie UNSICHERHEIT: Alles kann sich von heute auf morgen disruptiv verändern, nichts lässt sich sicher prognostizieren. Berechenbarkeit und Kontrolle entgleiten den handelnden Personen.
K wie KOMPLEXITÄT: Die globale Vernetzung sorgt für eine Vielzahl von nicht kontrollierbaren Variablen, die sich dynamisch gegenseitig beeinflussen.
A wie AMBIGUITÄT: Bekannte und liebgewonnene Ursache-Wirkung-Zusammenhänge sind überholt. Die Realität ist durch die Vielschichtigkeit von Rollen, Informationen und Variablen kaum noch planbar geworden.
Die Welt um uns herum dreht sich also immer schneller, der Wandel wird intensiver. Doch das ist noch nicht alles, denn zum externen Wandel kommt zusätzlich noch die nicht minder disruptive interne Veränderung.
Der Generationenwandel sorgt für eine kulturelle Transformation
Vielleicht noch intensiver als der wirtschaftliche und technologische Wandel ist die kulturelle Transformation der Art und Weise wie wir Arbeiten, die vor allem durch den Generationenwandel und die damit einhergehende Veränderung von Ansprüchen, Werten und Prioritäten hervorgerufen wird. Denn die Zukunft wird sehr intensiv von der Generation Z geprägt sein (alle Menschen, die nach 2001 geboren sind), die bereits im Jahr 2019 1/3 der Weltbevölkerung ausmacht, und bis 2022 das größte Segment auf dem Konsumenten- und Arbeitsmarkt stellen wird.
Die Gen Z ist die erste, die komplett digital aufgewachsen ist, was radikale Auswirkungen auf die Kommunikation, den Konsum und auch die Ansprüche an Job, Business und die Gestaltung des eigenen Arbeitslebenshat. Als Stichworte für die veränderten Werte seien hier exemplarisch „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, „Work-Life-Blending“, „Remote Working“ oder „sinnbasiertes Arbeiten“ genannt. Dies hat natürlich entsprechende Auswirkungen auf den Bereich Führung und Transformational Leadership.
Transformational Leadership als Voraussetzung für Co-Creation
Aufgrund der massiven Veränderungen unterliegt der gesamte Bereich der Führung ebenfalls einem massiven Wandel. Hierarchien brechen immer mehr auf, Unternehmenskulturen verändern sich und auch die Art und Weise der Kommunikation ist heute eine komplett andere als noch vor zehn Jahren.
Das bedeutet übrigens nicht, dass man auf Leadership komplett verzichten könnte, denn nach wie vor ist Führung der wichtigste Treiber organisationaler Transformation. Allerdings ist der klassische Top-Down-Ansatz schon lange überholt. Stattdessen steht heute Co-Creation im Vordergrund. Jeder einzelne Mitarbeiter eines Unternehmens kann und muss an seinem Platz Verantwortung übernehmen, um die Dinge voranzutreiben, die in seinem Einflussbereich liegen. Für die Führung bedeutet dies, dass ein vollkommen neues Skillset notwendig ist, das sich an den Anforderungen der VUKA Welt orientiert. Und die drei wichtigsten Eigenschaften einer guten Führungskraft im Transformational Leadership sind Klarheit, Transparenz und Empathie. Und genau diese drei Eigenschaften wollen wir uns nun etwas genauer anschauen.
Klarheit
Klarheit ist der Schlüssel für nachhaltigen Führungs- und Unternehmenserfolg. Denn Klarheit sorgt für Verbindlichkeit. Verbindlichkeit sorgt wiederum für Orientierung. Und Orientierung ist unabdingbar für erfolgreiches Transformational Leadership. Um das eigene Team und die Mitarbeiter durch den Transformationsprozess zu führen, braucht es insbesondere Klarheit in den folgenden Bereichen:
- Klarheit über die eigene Persönlichkeit, den eigenen Kommunikationsstil und die eigene Wirkung
- Klarheit über die Unternehmensvision und die damit einhergehende Strategie
- Klarheit über die eigenen Erwartungen
- Klarheit über die Werte und Prinzipien, die als Bemessungsgrundlage für Entscheidungen dienen
- Klarheit über den Sinn (das Warum und Wofür) der geplanten Transformation
Transparenz
Wenn transformational Leadership durch Co-Creation gekennzeichnet ist, kommt man an Transparenz, ja sogar radikaler Transparenz nicht länger vorbei. Nichts sollte geheim sein, weder wichtige Kennzahlen, noch Informationen oder konkrete Ziele, die in der Vergangenheit oftmals wie ein Staatsgeheimnis ausschließlich in den gläsernen Eckbüros der Teppichetage im Elfenbeinturm diskutiert wurden.
Nachhaltige Veränderung erfordert eine maximale Offenheit aller Beteiligten. Und diese erreicht man nur durch Transparenz. In der Kommunikation. Im Handeln. Im Planen. Und insbesondere in der Führung. Auf dieser Weise entsteht das berühmte Empowerment, das Menschen aus der Rolle der bloßen Empfängers von Anweisungen zu einem aktiven Gestalter der Co-Creation macht.
Empathie
Der Faktor Empathie wurde im Oldschool Leadership oftmals mit Schwäche gleichgesetzt, die man sich als Führungskraft auf keinen Fall leisten wollte. Doch diese Einschätzung könnte falscher nicht sein. Mehr noch, Empathie ist in den Zeiten von VUKA, Wandel und Change zu einem unabdingbaren Erfolgsfaktor geworden. Jeder Mensch ist individuell und geht mit Veränderung anders und in seinem ganz anderen Tempo um.
Eine der Hauptaufgaben des transformational Leadership ist es, den einzelnen Persönlichkeiten mit viel Empathie zu begegnen, und sie dort abzuholen, wo sie sich befinden. Ihre Sorgen und Ängste ernst nehmen, und sie gleichsam in die Lage zu versetzen, ein wichtiger und aktiver Teil des Teams zu sein. Im Jahr 2019 gilt: Je ausgeprägter die Empathie, desto wirkungsvoller die Führung.
Diversity als Schlüssel
Mit diesen drei Eigenschaften hält man als Führungskraft den Schlüssel für eine erfolgreiche Transformation in der Hand. Und dieser wirkt umso mehr, je besser man als Organisation in der Lage ist, diverse Teams zusammenzustellen. Die Erfahrung der Älteren mit der Dynamik der Jungen zu mixen. Verschiedene Gender, Kulturen und Spezialisierungen zusammenzubringen, so dass eine Diskussionskultur entsteht, die Reibung erzeugen kann. Und wenn man diese Reibung dafür nutzt, innovative Ideen, Strategien und Wege zu entwickeln, dann muss einem auch in VUKA Zeiten nicht bange vor der Zukunft sein.
Und nun interessiert mich Ihre Meinung zum Thema Transformational Leadership. Schreiben Sie am besten direkt unten einen Kommentar, ich freue mich auf eine spannende Diskussion 🙂
Herzlichst, Ihr Ilja Grzeskowitz
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