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ToggleWie Unternehmen in Zeiten von VUKA, Wandel und Unsicherheit Veränderung erfolgreich gestalten
Die persönliche Veränderungskompetenz wird zum wichtigsten Erfolgsfaktor der Zukunft. Dies ist die Hauptthese dieses Artikels. Doch lassen Sie uns zu Beginn über die Hintergründe sprechen. „Wie sieht das Change Management der Zukunft aus?“ Diese Frage bekomme ich in den letzten Wochen und Monaten so häufig wie keine andere gestellt. Kein Wunder, denn mittlerweile ist es kein großes Geheimnis mehr, dass wir uns in einer der größten Transformationsphasen der Menschheit befinden. Auf der einen Seite bewegen wir uns weg von der Informations- hin zur Sinngesellschaft, was die Art wie wir leben dramatisch verändert. Auf der anderen Seite sorgen Entwicklungen wie künstliche Intelligenz, Robotiks, Quantencomputer, 3-D-Drucker und natürlich die Digitalisierung dafür, dass sich auch die Wirtschaft in einem massiven Wandel befindet. Man muss kein Prophet sein, um vorauszusagen, dass sich die Art und Weise, wie wir in zehn Jahren arbeiten und lernen, dramatisch vom derzeitigen Status Quo unterscheiden wird. Dies bleibt selbstverständlich nicht ohne Folgen. Insbesondere für den Umgang mit der Veränderung selber.
Exponentielle Veränderung statt linearem Wandel: Change is the new Normal
Die größte Veränderung im Umgang mit Change ist der Verlauf des Wandels an sich. Dieser geht nämlich schon lange nicht mehr linear vonstatten, sondern verläuft längst exponentiell. Dies gilt sowohl für die gesamtgesellschaftliche Betrachtung, aber natürlich auch für jede einzelne Branche.
Die Folge: Veränderung hat heute keinen Anfang und kein Ende mehr, sondern ist ein permanenter Dauerzustand geworden. Veränderung ist die neue Normalität. Sie ist heute schneller, komplexer und unberechenbarer als noch vor wenigen Jahren. Und dies hat entsprechende Auswirkungen auf den Einsatz von Change Management. Vorbei sind die Zeiten, in denen es einen sicheren Status Quo gab, dann alle paar Jahre einen Veränderungsprozess (den man dann mehr oder weniger erfolgreich managte), bevor man dann den Change irgendwann für beendet erklärte und wieder zur gemütlichen Tagesordnung überging.
Veränderungskompetenz führt zu erfolgreichem Change Management
Lassen Sie uns daher eine unbequeme Wahrheit gleich zu Beginn dieses Artikels aussprechen: Klassisches Change Management ist tot. Stattdessen benötigen wir für die Herausforderungen der Zukunft eine vollkommen neue Fähigkeit: Veränderungskompetenz. Dies ist eine besondere Kombination aus Mindset und Skillset. Eine besondere Art und Weise, mit den komplexer werdenden Rahmenbedingungen umzugehen, die Zukunft aktiv zu gestalten und sich selber und die Menschen im eigenen Umfeld mit Empowerment, Mut und Flexibilität auszustatten. Das WAS wir tun, sieht dabei zwangsläufig anders aus, vor allem aber sind es das WIE und das WARUM bzw. WOFÜR, die einem radikalen Paradigmenwechsel unterliegen. In der folgenden Abbildung sehen Sie mein Modell der Veränderungskompetenz in der Übersicht.
Das Modell der Veränderungskompetenz
Eines sollte aus den ersten Sätzen deutlich geworden sein: Der wichtigste Erfolgsfaktor der Zukunft wird der Mensch sein. Und genau aus diesem Grund erhält die Veränderungskompetenz eine so wichtige Bedeutung. Diese so wichtige Eigenschaft basiert auf vier starken Säulen: Leadership, Kultur, Kommunikation und Performance. Der gemeinsame Nenner aller vier Komponenten ist dabei ist Kombination eines kraftvollen Motivs und starker Werte. Diese Grundlage wollen wir zunächst betrachten, bevor wir uns dann den vier Faktoren der Veränderungskompetenz detailliert widmen. Diese sind jeder für sich betrachtet wichtig, beeinflussen sich aber auch gegenseitig, und können daher nur in der Gesamtbetrachtung genutzt werden.
Motiv: Veränderung sollte immer einen Sinn haben, und niemals nur um der Veränderung selber geschehen. Alles beginnt daher mit der entscheidenden Frage:
Warum wollen wir uns überhaupt verändern?
In dieser Antwort liegt Ihr emotionaler Antrieb. In Kombination mit der Frage
Wofür wollen wir uns verändern?
haben Sie ein Motiv, das sowohl einen inneren, als auch einen äußeren Grund beinhaltet, und die unbedingte Grundlage für nachhaltige Ergebnisse ist.
Werte: Starke, gemeinsame und geteilte Werte sind in der heutigen Zeit wichtiger als Geld, hierarchische Positionen oder Status. Sie sorgen auf der einen Seite dafür, dass Menschen persönliche Verantwortung übernehmen, sind andererseits aber auch das verbindende Element eines erfolgreichen Teams.
Welche Veränderungen Sie auch immer vorhaben, arbeiten Sie zuerst an Ihrem Motiv und Ihren Werten. Diese bilden die Grundlage für alle vier Elemente der Veränderungskompetenz. Behandeln Sie diese Faktoren stiefmütterlich oder lassen Sie gar vollkommen außen vor, dann ist jedes Change Vorhaben von vorneherein zum Scheitern verurteilt.
Veränderungskompetenz Faktor #1: Leadership
Führung, bzw. Leadership und erfolgreiche Veränderung gehen Hand in Hand. Die große Kunst ist es, persönliche Verantwortung (unabhängig der hierarchischen Position) zu übernehmen, aber gleichzeitig als Team erfolgreich zu sein. Dies bedeutet, dass es natürlich im ersten Schritt auf Self-Leadership ankommt, denn nur, wer in der Lage ist, sich selber zu führen, der kann auch andere führen und für neue Ideen und Wege begeistern. Erfolgreiches Change Leadership basiert dabei (neben dem Motiv und gemeinsamen Werten) auf folgenden Faktoren:
Klarheit: Mit der Klarheit steht und fällt alles. Und ich meine in diesem Fall wirklich alles. Je größer die eigene Klarheit, desto wirkungsvoller die Entscheidungen, die Kommunikation und die Veränderungs-Strategie.
Fehler: Wer sich auf den Weg macht und den Status Quo radikal hinterfragt, neue Ideen generiert und mutig neue Wege geht, der macht zwangsläufig auch Fehler. Viele Fehler. Und das ist gut so. Erlauben Sie es sich und insbesondere den Menschen in Ihrem Umfeld Fehler machen zu dürfen, ja machen zu müssen. Jeder Fehler bietet eine großartige Möglichkeit, daraus zu lernen und neue Alternativen auszuprobieren.
Entscheidungen: Für mich die wichtigste Eigenschaft eines modernen Leaders. Besonders in unsicheren Zeiten, in denen wir mit entsprechenden Herausforderungen konfrontiert sind, ist es von imminenter Bedeutung, Entscheidungen zu treffen. Zeitnah, transparent und vor allem konsequent. Je besser Sie in der Lage sind, auf diese Art und Weise Entscheidungen zu treffen, desto mehr geben Sie Ihrem Umfeld Orientierung.
Veränderungskompetenz Faktor #2: Kultur
Eine von Flexibilität, Offenheit und Mut zu neuen Wegen gekennzeichnete Unternehmenskultur ist ein entscheidender Wettbewerbsfaktor in Zeiten der Veränderung. Ihre Produkte, Ihre Marketingstrategie und Ihre Preise können (und werden) vom Wettbewerb (dem aktuellen und dem zukünftigen) kopiert werden. Aber Kultur kann niemals kopiert werden. Sie ist es, was die Seele eines Unternehmens bzw. einer Organisation ausmacht und am Ende des Tages die Spreu vom Weizen trennt.
Vision: Sämtliche erfolgreiche Unternehmen besitzen eine Gemeinsamkeit: Eine klare, emotionale und eindeutige Vision, die sämtliche Strategien, Ziele und Prozesse prägt und den beteiligten Menschen einen Orientierungspunkt vermittelt. Nicht nur gibt eine Vision dem eigenen Tun und Schaffen eine Bedeutung, sie ist auch der verbindende Faktor, der aus einer Ansammlung einzelner Menschen ein echtes Team formt.
Bewusstheit: Wir können nur das verändern, was uns auch bewusst ist. Je höher der Bewusstheitsgrad der einzelnen Menschen ist, desto höher auch die Veränderungskompetenz. Wichtige Fragen, die Sie sich regelmäßig stellen sollten: Wie wirke ich? Wie kommuniziere ich? Wo liegt mein Fokus? Wie ausgeprägt ist meine Veränderungsbereitschaft? Wie verhalte ich mich? Dieser mutige Blick in den Spiegel ist nicht immer ganz einfach, ohne ihn wird es allerdings wesentlich schwieriger, bzw. sogar gänzlich unmöglich, Veränderungen aktiv und erfolgreich zu gestalten.
Mindset: Dieser Begriff lässt sich schwer ins Deutsche übersetzen. Oftmals fallen dann Definitionen wie Haltung, Denkweise, Einstellung, Lebensanschauung oder Mentalität. Tatsächlich ist das Mindset aber mehr als die Summe der einzelnen Teile. Es ist die Art und Weise, wie wir Denken, Handeln, Entscheiden und Informationen verarbeiten. Zusätzlich ist es aber auch der Grund, warum wir das genau so tun. Da der Großteil der Menschen immer noch in veralteten Denk- und Verhaltensmustern feststeckt, bedarf es für die Herausforderungen der Zukunft eines radikalen Mindset Shifts.
Veränderungskompetenz Faktor #3: Kommunikation
Wenn ich eines in den letzten Jahren in Unternehmen unterschiedlichster Größenordnung, Kultur und Herkunft lernen durfte, dann ist es dies: Sehr viele wichtige und notwendige Veränderungen scheitern aufgrund mangelhafter Kommunikation. Dies liegt meistens daran, dass Erwartungen nicht ausgesprochen, entscheidende Informationen nicht weitergegeben oder Ziele nicht mitgeteilt werden. Der Faktor Kommunikation ist daher für eine ausgeprägte Veränderungskompetenz nicht nur außerordentlich wichtig, sondern wird mit zunehmender Unsicherheit und Komplexität immer entscheidender.
Transparenz: Wenn Sie Change erfolgreich gestalten wollen, kommen Sie um radikale Transparenz nicht herum. Keine Zahlen, Informationen oder Fakten sollten geheim, oder nur einem elitären Kreis zugänglich sein. Dies hat zwei Gründe: 1) Menschen benötigen immer einen rationalen Grund, warum Sie sich verändern sollen (die Emotionen führen dann im zweiten Schritt zum Wollen). Je mehr Informationen, Zahlen, Daten und Fakten Sie kommunizieren, desto besser. 2) Transparenz führt dazu, Betroffene zu Beteiligten zu machen. Wenn alle Menschen in einem Team auf dem gleichen Wissens- und Informationsstand sind, dann fördert das nicht nur die Motivation, sondern auch die Eigeninitiative.
Fokus: Eines meiner Lieblingszitate lautet: “Sprache ist die Kleidung der Gedanken.” Und Ihre Sprache kann entweder Problem- oder Lösungsorientiert sein (um dies zu evaluieren, helfen Ihnen die Faktoren Klarheit und Bewusstheit). Wagen Sie an dieser Stelle wieder den mutigen Blick in den Spiegel und dann kommunizieren Sie lösungsorientiert und richten Ihren (semantischen) Fokus auf Chancen und Möglichkeiten. Denn genau diese gilt es in der Zukunft zu nutzen.
Fähigkeiten: Hier kommt das (kommunikative) Skillset der an einer Veränderung beteiligten Menschen ins Spiel. Wie gut trainiert sind Ihre Mitarbeiter? Wie ist es um Ihr Wissen bestellt? In meinem Buch “Radikal Menschlich” habe ich die These aufgestellt, dass Mitarbeiterorientierung in den nächsten Jahren wichtiger als Kundenorientierung sein wird. Stellen Sie also die Menschen Ihres Teams in den Mittelpunkt und investieren Sie in die Entwicklung ihrer Fähigkeiten. Die Ergebnisse werden es Ihnen danken.
Veränderungskompetenze Faktor #4: Performance
Auch wenn ich im letzten Abschnitt noch einmal deutlich auf den Erfolgsfaktor Mensch hingewiesen habe, bedeutet dies natürlich nicht, dass unternehmerische Businessaspekte weniger wichtig sind. Denn nur, wenn Change mit der Intention durchgeführt wird, eine Organisation langfristig erfolgreich am Markt zu positionieren, führt das entsprechende Vorhaben auch zu den gewünschten Ergebnissen. Folgende Elemente sind daher ebenso entscheidend für eine ausgeprägte Change Competence.
Strategie: Die Vision ist der emotionale Antrieb, aber die Strategie sorgt dafür, dass eine Veränderung nicht zufällig geschieht, sondern strukturiert und mit nachvollziehbaren Meilensteinen abgearbeitet werden kann. Grundsätzlich gilt: Ohne Strategie keine nachhaltige Veränderung.
Ziele: Aus der übergeordneten Strategie ergeben sich die einzelnen Ziele. Diese sorgen dafür, dass ein großes Vorhaben greif- und umsetzbar wird. Hier gilt: Groß und mutig denken, aber den Weg der kleinen Schritte gehen. Detaillierte und transparente Ziele helfen hierbei.
Prozesse: Aus den jeweiligen Zielen lassen sich dann die notwendigen Prozesse ableiten, die dann von den einzelnen Abteilungen bzw. Menschen abgearbeitet werden. Versuchen Sie möglichst viele automatisierte Systeme zu etablieren, ohne dabei die Flexibilität und Spontaneität zu beschneiden.
Veränderungskompetenz als Schlüsselqualifikation
Niemand weiß exakt, wie die Zukunft aussehen wird (sorry liebe Zukunftsforscher), aber eines lässt sich mit großer Sicherheit prognostizieren: Business as usual ist längst vorbei und die nächsten Jahre werden es so richtig in sich haben. Egal, was auch passieren wird – und glauben Sie mir, es wird einiges passieren –, Sie werden sich immer auf Ihre Fähigkeiten, Ihre Erfahrungen und Ihr Wissen verlassen können. Je mehr die Zukunft von technischen Veränderungen, disruptiven Entwicklungen und digitaler Komplexität geprägt sein wird, desto entscheidender wird der Erfolgsfaktor Mensch. Im Business, in der Gesellschaft und auch im ganz privaten Umfeld. Klassisches Change Management ist daher obsolet geworden, stattdessen kommt es auf die persönliche Veränderungskompetenz an. Dieser Schlüsselskill wird darüber entscheiden, ob Sie auf den Zug Richtung Zukunft mit aufspringen, oder ob Sie alleine am Bahnsteig stehengelassen werden. Investieren Sie in Ihre eigene Veränderungskompetenz und die Ihrer Mitarbeiter. Sie wird der entscheidende Wettbewerbsfaktor der nächsten Jahre sein.
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